Donnerstag, 30. März 2006
30. März 2006 Berlin Mitte

Nachdem die reizende -oder soll ich sagen die gereizte - ähemm Miss Raten und ich endlich die Galerie in der kleinen Nebenstraße ausfindig gemacht haben, wurden wir sogleich von einer sehr schwangeren blonden Frau begrüßt, die uns sogleich wieder hinauswerfen wollte. Doch angesichts unseres Charmes, den wir ständig in die Gegend versprühen, hatte sie es sich dann wohl anders überlegt. Wir durften bleiben, was uns jedoch keinesfalls dazu veranlaßte, anschließend vor ihr auf den Knien zu rutschen, was sie wohl heimlich wünschte.
Allerdings hätte ich mir dann doch gewünscht, die Dame hätte uns eindringlicher der Tür verwiesen. So wäre mir der Schrecken erspart geblieben. Noch geschwächt vom Riesennippes, war ich für weiteres Grauen noch nicht gerüstet. Wo fange ich an? Leuchtkästen. Riesenhafte, häßliche Figuren, merkwürdig aussehende Schädel (die jedoch mein anatomisches Empfinden aus der Contenance brachten), ein gestrickter Penis, lieblos dahingeklatschte kleinere Bilder, ein einem alten Buch entnommener Kupferstich der mit Buntstiften ausgemalt wurde und andere Schikanen.
Muß ich weiter ins Detail gehen?
Dazu wurden nur Weißwein oder Becks Bier angeboten, weshalb ich hiermit sagen kann: Dies war die kürzeste Vernissage meines Lebens.

Die Straße des Ex-Kanzlers, viele nette kleine Schaufenster mit kreativen Einblicken....Zauberhaft.
Dann die Zielgalerie: Die Tür steht einladend weit offen - wir wollen eintreten, da kommt diese schwangere Dame auf uns zu: Ratlos guckend, dann "na dann kommen sie halt rein, selber schuld, wenn man die Tür offen läßt..." sich abwendend - Blick auf die Uhr: 18.50 Uhr, die Vernissage beginnt um 19 Uhr - "wir können auch gerne noch eine Runde spazieren gehen", biete ich entgegenkommend an. Daß man in einer Galerie ein potenzieller Käufer ist oder nicht, wird einem offensichtlich sofort an einem Stigma angesehen...andererseits, nachdem die Vernissage dann doch mal losgeht, hat man eher das Gefühl, auf einer Familienfeier zu sein, wo reiche Tanten und Onkels die "lieben Kleinen", die sich nun mal in den Kopf gesetzt haben, Künstler zu werden, zu unterstützen - fremd hier - raus hier !

Aber dann, halt - was ist das? Türkisbeine, trendige Turnpumps, Jeanshotpants, dazu eine Bluse im Look "Rotes Kreuz". Toll! Genau, was ich nun brauche. Nein, es ist kein Ausstellungsstück. Es handelt sich um eine Tochter.

Vermutlich die Tochter der vermutlichen Künstlerin...Ich zitiere Gesprächsfetzen: "Ich bereite mich gerade auf meinen 40. Geburtstag vor - der ist am 6. Juni - und dann das!" Was auch immer ...
Okay, sollte man sich unbedingt merken, dieses Datum, Geschenk wird erwartet oder Anerkennung oder etwas derartiges...Interessante Taktik! Und so unauffällig....

Mein Magen meldet sich. Warum wohl...?

Diesmal nur eine halbe Pizza, wegen des Kurzbesuchs.

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